Alle Menschen sollen satt werden

Alle Menschen sollen satt werden

Alle Menschen sollen satt werden

# geistliche Impulse/Extrablatt MH

Alle Menschen sollen satt werden

Am 17. Sonntag im Jahreskreis (27. Juli 2024) erzählt das Evangelium vom Brotwunder Jesu für 5.000 Männer – Kinder und Frauen müsste man noch dazurechnen (Joh 6,1–15).

Als ich Pfarrer in Frankfurt war, haben wir oft diesen Text bei der Erstkommunion gelesen und mit den Kindern gespielt. Schwierig. Denn es kam eigentlich immer die Frage auf: Wie geht das, dass alle satt werden und so viele volle Körbe übrigbleiben, wenn es nur einen kleinen Jungen mit fünf Broten und zwei Fischen gibt? Und was ist das für eine Probe Jesu an Philippus? Wie soll dieser überhaupt ahnen, dass das, was man an Lebensmitteln fand, für diese Menschenmenge reichen könnte?

Bibelkritisch gefragt: Hat diese Brotvermehrung überhaupt stattgefunden oder ist sie wieder einmal eine johanneische mythologische Erzählung von der grenzenlosen Wunderkraft Jesu? Warum sollte Jesus solch ein Wunder planen, wenn er doch weiß, dass die Menschen dadurch die Hoffnung schüren, er könne ein grenzenloser Wohltätigkeitsverein für hungrige Menschen sein? Endlich die Hände in den Schoß legen und nicht mehr arbeiten: Gott oder ein Zauberer wird es schon richten! Ähnlich wie spätere Diktatoren des römischen Reiches das Volk ruhighalten wollten, indem sie „panem et circenses“ („Brot und Zirkusspiele“) zur Belustigung des Volkes versprachen?

Wäre dieser Jesus nicht klüger gewesen, wenn er den Menschen, die ihm auf den Berg folgten, vorhergesagt hätte: Wenn ihr mitkommen wollt, denkt an die Tagesverpflegung. Nehmt auch etwas zu trinken mit. Der Tag kann heiß werden. Und helft euch gegenseitig aus, wenn der eine mehr und der andere weniger hat. Echte Freundinnen und Freunde Jesu sollten schließlich weitblickend vorausschauen und rechtzeitig planen!

Da gibt es ja wirklich tausend Fragen und kaum befriedigende Antworten. Aber es bleibt eine schöne, anrührende Geschichte. Warum? Weil da kein Theologe, kein Apostel, kein Petrus oder Papst, auch kein UNHCR-Flüchtlingskommissariat angesichts der Millionen von hungrigen Menschen auf unserer Erde die richtige Orientierung geben kann. Da ist einfach nur ein Junge, der fünf Brote und zwei Fische als Nahrung für sich mitgenommen hat und – mit welchen Gefühlen? – bereit ist, dieses sein Essen Jesus anzuvertrauen, damit davon ein paar andere Menschen satt werden.

Und das Wunder: Dieser kleine Junge verwandelt mit Jesu Hilfe die Situation. Alle werden satt.

Ihr Jörg Dantscher SJ, München

Dies könnte Sie auch interessieren

0
Feed