Interview mit unserer Verwaltungsleiterin,
Dr. Monika Schattenmann
 

 

Dr. Monika Schattenmann lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Falkensee und stammt ursprünglich aus dem Saarland. Nach dem Studium der Regionalwissenschaften Nordamerikas, Vergleichender Deutscher Literaturwissenschaft und Politikwissenschaften

promovierte sie und arbeitete in der Wissenschaftsverwaltung an der Universität Erfurt, im Wissenschaftsministerium von Brandenburg und an einer außeruniversitären Forschungseinrichtung. Seit Oktober 2018 ist sie Verwaltungsleiterin in den Pastoralen Räumen Spandaus bzw. seit 2023 in den beiden neugegründeten Pfarreien.

 

Wenn Sie auf das letzte Jahr und auch auf die Vorbereitungszeit zur Pfarreigründung zurückblicken, was waren die größten Brocken, die Sie
als Verwaltungsleiterin zu bearbeiten hatten?

 

Von Anfang bis heute irritiert es mich, dass „die Verwaltung“ sich permanent erklären und um ihre Daseinsberechtigung kämpfen muss. Wir Verwaltungsleiter und -fachkräfte sind ja zur Unterstützung in die Pfarreien gekommen. Neben dem ambitionierten Unterfangen, die Unterschiede der Gemeinden zu erfassen und verwaltungstechnisch zu vereinheitlichen ohne historisch und pastoral bedingte Gegebenheiten zu zerstören, ist es noch immer ein
großer Teil unserer Arbeit, Daten zu ermitteln und zu verarbeiten. Leider war es bisher nicht so, dass alle erforderlichen Informationen gut sortiert in den Gemeinden im Regal standen und auf uns gewartet haben. Vieles ist noch immer mit Detektivarbeit verbunden, und wir sind noch längst nicht im schnöden Alltagsgeschäft angekommen. Und ganz nebenbei wurden mit den alten und neuen Aufgaben auch noch technische Änderungen und neue Anwendungen eingeführt, die für alle Beteiligten herausfordernd sind. Die daraus result ierenden Erleichterungen treten erst in Kraft, wenn eine vertraute Nutzung mit den neuen Anwendungen möglich ist und genügend Datenmaterial „ wurde.

 

Und wenn Sie einen Blick in die Zukunft wagen, was kommt aus Ihrer Perspektive außerdem „dailyy business“ noch aufdie Pfarrei zu?

 

Wir müssen uns an den Gedanken gewöhnen, dass nicht alles „so wie immer“ bleiben wird. Die Ausgaben steigen, die Einnahmen fallen; ebenso unsere Mitgliederzahlen. Davor sollten wir nicht die Augen verschließen, sondern proaktiv nach zukunftsfähigen Lösungen suchen, solange wir noch handlungsfähig sind.

 

VieleGemeindemitglieder wissen nicht genau, was die Verwaltung einer Pfarrei alles zu leisten hat. Was macht Ihnen in Ihrer täglichen Arbeit am meisten Freude?

 

Für mich persönlich ist es am spannendsten, dass ich täglich mit neuen Herausforderungen und Aufgaben konfrontiert werde. Das kann gelegentlich sehr anstrengend sein, weil man an ganz vielen „ gleichzeitig unterwegs ist, aber es wird nie langweilig!

 

Oft wird ein Gegensatz zwischen Verwaltung und Pastoral/Seelsorge unterstellt. Wie ist Ihre Meinung dazu?

 

Die Verwaltung dient der Ermöglichung pastoraler Arbeit und verfolgt keinen Selbstzweck. Es gibt eine Vielzahl bürokratischer und juristischer Regelungen, die auch in der Institution Kirche Beachtung finden müssen. Wir befinden uns nicht in einem rechtsfreien Raum und stehen mehr denn je unter öffentlicher Beobachtung. Ein Seelsorger oder auch ehrenamtlich Tätige können und müssen ja auch nicht alle Vorgaben und Details kennen. Dafür gibt es dann eine hauptamtliche Verwaltung.
Leider wird das nicht von allen Beteiligten so gesehen, weil man sich oftmals von eingeschliffenen Prozessen und lieben Gewohnheiten nicht trennen will auch wenn diese aus verschiedenen Gründen nicht mehr ganz unproblematisch sind. Veränderungen sind zäh und mühsam. Da bietet es sich scheinbar an, „die Verwaltung“ als Spaßverderber auszumachen. Das ist sehr schade! Unser Verwaltungsteam arbeitet ausschließlich im Interesse der Pfarrei. Wie kann es da einen Gegensatz geben?

 

In vielen Bereichen sind Sie die Schnittstelle zwischen der Pfarrei bzw. dem Kirchenvorstand und dem Erzbischöflichen Ordinariat EBO. Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand und dem EBO?

 

Grundsätzlich funktioniert das aus meiner Sicht beides sehr gut. Im Kirchenvorstand sind viele sehr engagierte Menschen, mit denen ein Zusammenarbeiten wirklich Freude macht! Wir sprechen auf Augenhöhe miteinander, lernen voneinander und arbeiten Hand in Hand Jeder ist bereit, anzupacken. So soll es sein! Und obwohl ich beim EBO angestellt bin (und nicht in der Pfarrei), verstehe ich mich eher als Vertreterin der Pfarreiinteressen. Ich tausche mich regelmäßig mit meinen Verwaltungsleiterkolleginnen und kollegen über die aktuelle Rechtslage und über Fragen der Umsetzung von Verwaltungsvorgaben vor Ort aus, sowie über best practice Beispiele und vieles mehr. Wir werden regelmäßig fortgebildet. Ich stehe in regem Kontakt zu den verschiedenen Abteilungen des EBO, um die Pfarrei und den Pfarrer bestmöglich unterstützen zu können.

 

Sie sind ja nicht nur für unsere Pfarrei, sondern auch für unsere Spandauer Nachbarn, die Pfarrei Heilige Familie, zuständig ist das überhaupt zu schaffen?

 

Das ist zugegebenermaßen sch on ein ganz schöner Batzen!!! Und wer schon mal in Teilzeit gearbeitet hat, der weiß auch, dass aus 50% auch gerne mal 70% werden. Was das bei zwei 50% Stellen bedeutet, ist klar…Wir haben in Spandau aber verschiedene „Standort Vorteile“: Die beiden Pfarreien liegen in
unmittelbarer Nachbarschaft zueinander und arbeiten auch pastoral zusammen: die leitenden Pfarrer ziehen an einem Strang und zwar in dieselbe Richtung! In beiden Pfarreien ist das Miteinander von Pfarrer und Verwaltung durch ein großes gegenseitiges Vertrauen geprägt, was die Arbeit nicht nur angenehm, sondern auch sehr viel einfacher macht. Aber am wichtigsten ist aus meiner Sicht, dass wir an beiden Standorten ein tolles Team haben! Die
Kolleginnen und Kollegen arbeiten ausnahmslos motivi ert und engagiert zusammen; man unterstützt sich gegenseitig und hält auch in stressigen
Situationen zusammen. Und im Bedarfsfall kann man sich auch mal bei der Kollegin „ ohnefürchten zu müssen, dass man anschließend im Internet zitiert wird…

 

Wo sehen Sie Unterschiede bzw. Berührungspunkte zwischen den beiden Pfarreiverwaltungen?

 

Ein ganz klarer Vorteil für unsere Arbeit ist der Umstand, dass auch Frau Schiwek (Verwaltungsfachkraft Anm. der Redaktion) in beiden Pfarreien verortet ist, und wir als Team dadurch
enorme Synergieeffekte haben. Auch versuchen wir in größeren Abständen, die Büromitarbeiterinnen beider Pfarreien zusammenzubringen beispielsweise für gemeinsame Schulungen. Das spart nicht nur Zeit und ggf. auch Geld, sondern erleichtert das Arbeiten für alle. Es hilft ja meist, wenn man zu einem Namen auch ein Gesicht hat… Die Unterschiede sehe ich persönlich
insbesondere bei der Zusammenarbeit mit den jeweiligen Gremien. Es macht doch einen großen Unterschied, ob unserer Arbeit eher ei n wohlwollendes Vertrauensverhältnis oder ein
grundsätzliches Misstrauen entgegengebracht wird.

 

Bleibt neben den beruflichen Herausforderungen noch Zeit für Hobbies? Wie entspannen Sie in Ihrer Freizeit am liebsten?

 

Die Zeit nehme ich mir! Im Sommer buddele ich gerne im Garten, in der kälteren Jahreszeit sitze ich an der Nähmaschine, bastele oder mache andere Handarbeiten. Und obwohl ich seit Kindertagen Querflöte spiele, habe ich vor einem Jahr begonnen, Posaunenunterricht zu nehmen ein langgehegter Wunsch, der mir sehr viel Freude macht. Und wenn mir gar nichts mehr einfällt, dann mache ich mich auch schon mal auf den Weg zum Volleyball spielen.

 

Haben Sie einen Vorsatz für das neue Jahr?

 

Ich nehme mir eigentlich immer vor, unabhängig v on einem Jahreswechsel einerseits weniger Zeit im Büro zu verbringen und andererseits mehr Zeit
für die Anliegen meiner Kolleginnen und Kollegen zu haben. Keiner soll als Einzelkämpfer antreten oder das Gefühl haben, alleine die Welt retten
zu müssen.

 

 

Frau Dr. Schattenmann, ich bedanke ich sehr herzlich für dieses Gespräch.
Gerhard Bauer