Wie mit Schmerz und Leid umgehen?

Wie mit Schmerz und Leid umgehen?

Wie mit Schmerz und Leid umgehen?

# geistliche Impulse/Extrablatt MH

Wie mit Schmerz und Leid umgehen?

„Schmerz und Leid aufopfern für die Mission!“ Wir befinden uns in den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts in einem katholischen Krankenaus. Immer samstagnachmittags ging der Klinikseelsorger über die Stationen, riss die Zimmertüren auf und schmetterte diesen Satz in jeden Raum, bisweilen auch in der Formulierung: „Schmerz und Leid aufopfern für die armen Seelen im Fegefeuer!“ Der Mitbruder, der als Jesuiten-Novize dort sein Praktikum machte, hörte es mit einer Mischung aus Belustigung und Entsetzen, und wir beide machten unsere Späßchen darüber.

Inzwischen bin ich mit meinem Urteil milder geworden. Kann es sein, dass der Seelsorger jenseits der sprachlichen Formulierung auf einen wichtigen Aspekt christlichen Lebens und Tuns aufmerksam gemacht hat? Schmerz und Leiden bleiben keinem erspart. Aber wie bewältige ich das oder versuche es zumindest? Verdrängen gelingt irgendwann nicht mehr. Das weiß jeder, der mal heftige Zahnschmerzen hatte.

Eine alte und schon lange aus der Mode gekommene christliche Frömmigkeitsübung vergangener Jahrhunderte regte an: Wir Menschen können immer wieder Gott – und eben nicht nur den Mitmenschen – etwas zurückschenken, weil er uns überreich beschenkt hat. Diese „Geschenke“ sind nicht nur Gebete und Fasten, eine Geldspende oder die bei einer Wallfahrt gestiftete Kerze. Man könne ihm auch die eigenen Schmerzen und Leiden schenken.

Ich mache einen Sprung über 60 Jahre ins Heute. Ein Mann in mittleren Jahren, der lange damit gerungen hatte, sich von seiner psychisch kranken Frau zu trennen, fand für sich nach einigen Höhen und Tiefen einen Weg der spirituellen Bewältigung, um doch bei ihr bleiben zu können, und danach tiefen inneren Frieden. Ich war sehr berührt, als er sein Ringen und seine Erfahrung mit mir teilte. Sicher ist das kein Handlungsmodell, das für alle glaubenden und suchenden Menschen passt. Aber hinter der skurril anmutenden Formulierung des Krankenhausseelsorgers aus dem letzten Jahrhundert lässt sich mehr entdecken als Belustigung oder Entsetzen. Bleiben Sie behütet!

Ihr Hermann Kügler SJ, München

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